Wenn die ersten Frostnächte kommen und sich morgens Raureif auf die Weide legt, merkt man es oft zuerst an ihnen: den grauen Schnuten im Stall. Während die jungen Wilden fröhlich durch den Schnee toben, stehen die Pferdesenioren etwas bedächtiger da. Das Winterfell ist nicht mehr ganz so dicht und die Bewegungen sind etwas steifer. Der Winter ist für alte Pferde keine Kleinigkeit – er ist eine echte Herausforderung, die den gesamten Organismus fordert.
Typische Alterserscheinungen wie Arthrose, Zahnprobleme oder nachlassende Verdauungsleistung verschärfen sich in der kalten Jahreszeit noch mehr. Der Stoffwechsel muss Höchstleistungen vollbringen, um die Körpertemperatur zu halten, während gleichzeitig die Energiereserven schneller schwinden.
Um dem entgegenzuwirken, sollte man die Sache ganzheitlich betrachten. Denn wer versteht, dass Körper, Geist und naturnahe Fütterung untrennbar zusammenhängen, kann seinem Senior wirklich helfen – statt nur Symptome zu bekämpfen.

Die veränderten Bedürfnisse alter Pferde verstehen
Mit den Jahren verändert sich einiges im Pferdekörper. Die Thermoregulation – also die Fähigkeit, die Körpertemperatur konstant zu halten – funktioniert nicht mehr so effizient. Muskelschwund macht sich bemerkbar, die Zahnreihen werden lückenhaft, und die Verdauung wird, nennen wir es diplomatisch, etwas zickiger. Besonders Zahnprobleme führen dazu, dass alte Pferde Heu nicht mehr richtig zerkleinern können – ein Hauptgrund, warum viele Senioren ihr Gewicht im Winter schwerer halten können.
Das alles sind keine Katastrophen, sondern einfach Teil des Älterwerdens. Aber sie bedeuten eben auch, dass das alte Rezept nicht mehr funktioniert. Seniorpferde brauchen eine angepasste Winterfütterung und mehr Aufmerksamkeit.
„Ganzheit" in der Pferdehaltung bedeutet, all diese Faktoren zusammen zu betrachten. Es geht nicht nur darum, einfach nur mehr Futter in das Pferd hineinzustopfen oder eine dickere Decke draufzupacken. Es geht um das große Bild: Wie arbeitet der Stoffwechsel? Wie steht es um die emotionale Balance? Passt die Herde noch? Nur wenn all diese Puzzleteile zusammenpassen, kommen unsere Senioren wirklich gut durch den Winter.
Naturnahe Winterfütterung: Das Fundament
Wenn es um naturnahe Winterfütterung geht, gibt es nur einen ungeschlagenen Champion: Heu. Gutes, hochwertiges, staubfreies Heu ist die Basis von allem. Warum? Weil die Verdauung von Raufutter Wärme produziert – und zwar eine ganze Menge. Der Dickdarm wird zur körpereigenen Heizung, wenn er kontinuierlich mit Rohfaser versorgt wird. Bei alten Pferden mit empfindlichen Lungen ist staubfreies Heu nicht verhandelbar. Eine Heuanalyse lohnt sich zudem übrigens immer, um zu wissen, was im Futter drin steckt – oder eben auch nicht.
“Ad libitum für meinen Oldie?" lässt sich oft eindeutig beantworten: Lieber ständig Raufutter zur Verfügung. Alte Pferde füttern sich meist selbst in angemessenen Portionen, da sie langsamer fressen. Zudem fördert langes Kauen die Speichelbildung und die wiederum die Verdauung. Also eine Win-win-win-Situation.
Ergänzende Futterkomponenten
Wenn die Zahnprobleme zunehmen und das Kauen schwer fällt, kommen Heucobs ins Spiel. Diese Helfer sind keine Notlösung, sondern DIE Möglichkeit, bevor Senior Müslis und Aufbaufutter überhaupt gegoogelt werden sollten. Heucobs sind besonders wertvoll: Sie liefern Raufutter in eingeweichter Form und helfen, alte Pferde zu füttern, wenn sie Gewicht verlieren.
Auch Ölsaaten sind echte Winterverbündete: Sie liefern Energie, ohne die Verdauung zu belasten, und unterstützen gleichzeitig Haut und Fell. Gerade wenn du ein dünnes Seniorpferd auffüttern möchtest, sind hochwertige Ölsaaten Gold wert. Kräuter und natürliche Mineralstoffe können ebenfalls hilfreich sein, sollten aber gezielt eingesetzt werden und nicht nach dem Gießkannenprinzip. Weniger ist hier oft mehr.
Besonders wichtig bei alten Pferden ist eine ausreichende Proteinversorgung. Der altersbedingte Muskelschwund sollte durch qualitativ hochwertiges Eiweiß abgebremst werden. Hierbei eignen sich Luzerne (als Cobs oder Heu) oder auch Esparsette. Denn sie liefern essenzielle Aminosäuren, die der Körper für den Muskelaufbau und -erhalt braucht. Auch Leinsamen punkten mit wertvollen Proteinen und Omega-3-Fettsäuren. Achte darauf, dass die Proteinquelle gut verdaulich ist – vor allem bei Seniorpferden mit empfindlichem Verdauungstrakt.
Wasser & Elektrolyte für Seniorpferde
Senioren zu füttern heißt auch: ausreichend Wasser bereitstellen. Pferde trinken im Winter oft zu wenig – das kalte Wasser schreckt ab und der Durst ist weniger ausgeprägt. Warmes Trinkwasser kann hier Wunder wirken. Ein einfacher Trick: Kräutertee oder eine Prise Salz ins Wasser geben, um die Aufnahme anzuregen. Auch gesundes DIY Mash oder eingeweichte Heucobs helfen, Flüssigkeit aufzunehmen. Dehydrierung ist im Winter ein unterschätztes Problem, das häufig Koliken begünstigen kann.

So stärkst du Körper & Immunsystem
Bewegung ist für alte Pferde Gold wert – vor allem im Winter. Sie hält den Stoffwechsel in Schwung, wärmt von innen und verhindert, dass die Gelenke einrosten. Natürlich müssen es keine sportlichen Höchstleistungen sein. Spaziergänge, lockeres Longieren oder einfach nur Zeit auf dem Paddock – Hauptsache, der Senior bewegt sich regelmäßig.
Bei der Frage nach Decken scheiden sich die Geister. Die Antwort ist allerdings recht simpel: Es kommt drauf an. Ein gut genährtes Pferd mit dichtem Winterfell braucht oft keine Decke. Ein dünnes, älteres Pferd mit wenig Unterhautfett schon. Die Kriterien sind zum einen der Futterzustand, die Fellqualität, die Witterung und die Unterstellmöglichkeiten. Wenn die Flanken zittern, ist eine Decke fällig – gerade bei alten Pferden, die schwer Gewicht halten.
Alternative Unterstützung wie Wärmeauflagen, Infrarotlampen oder Magnetfelddecken können bei Verspannungen oder Gelenkproblemen helfen. Auch Kräuter wie die Teufelskralle oder Weidenrinde unterstützen die Beweglichkeit – natürlich und ohne Nebenwirkungen.
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Aber nicht nur ein starker Körper, sondern auch ein starkes Immunsystem ist im Winter unverzichtbar - besonders bei Seniorpferden. Natürliche Immunstärker wie Echinacea, Hagebutten oder Brennnessel sind sanfte Begleiter durch die kalte Jahreszeit. Hagebutten liefern nicht nur Vitamin C, sondern auch sekundäre Pflanzenstoffe, die antioxidativ wirken. Mehr zu Hagebutten erfährst du hier. Brennnessel unterstützt Stoffwechsel und Entgiftung. Aber auch hier gilt: dosiert und mit Verstand einsetzen – gerade wenn du alte Pferde füttern möchtest.
Ganzheitliche Pflege für Körper, Geist und Seele
Ganzheitliche Pflege bedeutet, Pferde als Ganzes zu sehen – körperlich, mental und emotional. Alte Pferde haben oft einen festen Platz in der Herde, aber manchmal ändern sich die Zeiten. Wenn sie in der Rangordnung abrutschen oder von jüngeren Pferden bedrängt werden, bedeutet das Stress. Und Stress schwächt das Immunsystem, erhöht den Energiebedarf und macht sie noch anfälliger für Krankheiten.
Routinen dagegen geben Sicherheit. Feste Fütterungszeiten, vertraute Abläufe, ruhige Momente mit seinen Menschen – all das stärkt das Wohlbefinden von unseren Senioren. Emotionale Verbindung ist kein Hokuspokus, sondern wissenschaftlich belegt. Ein entspanntes Pferd ist ein gesundes Pferd. Kleine Achtsamkeitsmomente wie eine ruhige Massage oder gemeinsame Zeit beim Putzen fördern die Durchblutung und helfen gleichzeitig, Hautprobleme frühzeitig zu erkennen.
Auch Hufe und Zähne brauchen besondere Aufmerksamkeit: Die Hufe sollten im Winter regelmäßig kontrolliert werden, gerade bei Matsch und Feuchtigkeit. Zahnkontrollen sind bei Seniorpferden mindestens einmal jährlich Pflicht. Wusstest du, dass Zahnprobleme einer der Hauptgründe sind, warum alte Pferde im Winter abbauen?
Das Stallklima wird ebenfalls oft unterschätzt: Frischluft ist wichtiger als Wärme. Ein leicht zugiger, aber gut belüfteter Offenstall ist besser als ein stickiger, warmer Boxenstall. Bewegung sollte täglich möglich sein – auch bei Schnee und Eis. Es ist wichtig, natürliche Bedingungen zu schaffen, anstatt sie künstlich zu kompensieren. Das ist der Schlüssel für gesunde Pferdesenioren.
Fazit: Mit voller Heuraufe und warmen Hufen durch den Winter
Der Winter mit einem alten Pferd ist eine besondere Zeit. Eine Zeit, in der die Bindung vertieft wird und die Aufmerksamkeit und Fürsorge täglich gefordert sind. Ganzheitliche Gesundheit ist kein Zustand, den man einmal erreicht und dann abhaken kann. Es ist ein Weg, den man gemeinsam geht – Tag für Tag, Heunetz für Heunetz, Schritt für Schritt.
Die gute Nachricht: Mit naturnaher Fütterung, achtsamer Beobachtung und einem Verständnis für die Bedürfnisse alter Pferde kommt auch der betagteste Senior gut durch den Winter. Es braucht kein Hightech-Equipment oder teure Wundermittel. Es braucht Wissen, Herz und die Bereitschaft, hinzuschauen.
