Du kennst Dein Pferd wie deine Westentasche - und doch gibt es Momente, da wird dir plötzlich ganz anders. Es steht apathisch da, scharrt mit den Hufen, legt sich immer wieder hin... und in deinem Kopf schrillen die Alarmglocken: „Bitte keine Kolik!"
Koliken gehören zu den häufigsten und gefährlichsten Erkrankungen beim Pferd. Sie sind keine eigenständige Krankheit, sondern ein Überbegriff für verschiedene schmerzhafte Störungen im Magen-Darm-Trakt und verlangen ein schnelles, aber auch überlegtes Handeln.
In diesem Artikel erfährst du alles, was du als Pferdebesitzer über Koliken wissen solltest - fachlich fundiert, praxisnah und ohne großes Fachchinesisch

Definition: Was ist eine Kolik beim Pferd?
Der Begriff Kolik stammt vom griechischen Wort "kolikos" und bedeutet so viel wie „den Dickdarm betreffend". In der Pferdemedizin steht „Kolik" für Bauchschmerzen unterschiedlicher Ursache.
Die Evolution hat unseren vierbeinigen Freunden einen empfindlichen Magen-Darm-Trakt beschert, der nicht erbrechen kann. Das ist, als würdest du einen Sportwagen mit sensiblem Motor bauen, aber die Notbremse vergessen. Kein Wunder also, dass Koliken zu den häufigsten Notfällen gehören!
Es gibt verschiedene Arten von Koliken:
- Gas-Kolik: Das sind Blähungen im Darm - quasi das Pferde-Pendant zu deinem Bauchgrummeln nach dem Bohnen-Festmahl
- Verstopfungskolik: Hierbei blockieren Futterrückstände Teile des Darms - also wie wenn auf der Autobahn plötzlich Stau herrscht.
- Verdrehung: Der gefürchtete Darm-Knoten - dabei verdrehen sich Teile des Darms, was lebensbedrohlich sein kann. Hier zählt jede Minute!
- Sandkolik: Hat dein Pferd zu viel Sand oder Erde aufgenommen, verursacht das Reizungen oder Blockaden.
- Fremdkörper-Kolik: Wenn dein Pferd Materialien (z.B. Plastik, Netzreste, usw.) oder zu große Futterstücke verschluckt hat, weil es der Meinung ist Staubsauger spielen zu müssen.
Und dann gibt's natürlich noch die Mischung aus allem - die Natur liebt's halt manchmal kompliziert.
Typische Ursachen für Koliken beim Pferd
Du weißt es selbst: Pferdebäuche sind kleine Sensibelchen mit einem Talent für schlechtes Timing. Schon kleinste Veränderungen im Alltag können ausreichen, um das empfindliche Verdauungssystem aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Ganz oben auf der Verursacherliste von Koliken stehen dabei die Fütterungsfehler. Egal ob es zu viel Kraftfutter, zu wenig Raufutter oder eine abrupte Futterumstellung ist. Der harmlos erscheinende kleine Apfel kann dann bereits der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt.
Wassermangel wird ebenfalls oft unterschätzt. Eiskaltes Wasser im Winter? Da denkt sich dein Pferd: "Nö, lieber nicht" – und trinkt dann zu wenig. Dennoch solltest du auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Wenn nicht über Wasser, dann über andere Wege, wie bspw. Mash oder zusätzlichen Tee.
Bewegungsmangel ist der nächste Risikofaktor. Der Pferdedarm liebt Bewegung wie Teenager ihre Smartphones. Lange Boxenruhe ist für den Darm so inspirierend wie ein Mathe-Marathon am Sonntagmorgen.
Auch Stress spielt eine große Rolle. Sei es durch Transport, Stallwechsel oder Rangordnungskämpfe. Genauso sollten ein Parasitenbefall oder Zahnprobleme ernst genommen werden. Die kleinen Würmer sind fiese Bauchbewohner, die mehr als nur mitessen. Zudem bedeutet ein schlecht gekautes Futter eine schlechte Verdauung und mehr Potenzial für eine Kolik.
Und manchmal - seien wir ehrlich - ist es einfach Pech. Oder der Klassiker: „Hat gestern noch ganz normal gefressen..." - der Satz, den Tierärzte bei nächtlichen Notrufen am häufigsten hören.
Symptome: So erkennst du eine Kolik rechtzeitig
Eine Kolik kann sich schleichend zeigen - oder mit voller Wucht. Einige Pferde sind wahre Drama-Queens und zeigen bei kleinsten Bauchschmerzen ein Hollywood-reifes Schauspiel. Andere bleiben selbst mit heftigen Schmerzen stoisch ruhig - was oft noch gefährlicher ist, weil die Symptome übersehen werden.
Die typischsten Symptome sind:
- Häufiges Hinlegen und Aufstehen (so als könnte dein Pferd keine bequeme Position finden)
- Wälzen (manchmal mit extremer Unruhe)
- Scharren mit den Vorderhufen
- Ansehen oder Treten/Schnappen gegen den Bauch
- Appetitlosigkeit, kein Kotabsatz
- Apathie oder Unruhe
- Schwitzen, erhöhter Puls oder flache Atmung
- Flehmen, Gähnen, Zähneknirschen

Sofortmaßnahmen & Nachbehandlung bei Kolik
Du bemerkst Symptome? Jetzt nicht in Panik verfallen, sondern schnell handeln.
Hier ist deine Checkliste für den Ernstfall:
1. Pferd beobachten: Wie stark sind die Symptome? Hilft es, ein Video für den Tierarzt zu machen?
2. Tierarzt verständigen: Sofort anrufen - nicht warten!
3. Vitalzeichen prüfen: Puls (28-40 Schläge/Min), Atmung (8-16 Züge/Min), Schleimhäute blass? Rosa?, Temperatur (37-38,2°C)
4. Bewegung ermöglichen: Ruhiges Führen kann helfen (aber nur, wenn das Pferd mitmacht!)
5. Kein Futter, kein Wasser! - Auch kein Leckerli "zur Beruhigung"
6. Wälzen lassen oder nicht? - Einerseits besteht Verletzungsgefahr und das Risiko einer Darmverschlingung. Andererseits kann es dem Pferd helfen, Darmprobleme selbst zu lösen. Auf weichem Untergrund und unter Aufsicht kann kontrolliertes Wälzen in manchen Fällen sinnvoll sein. Falls sich dein Pferd hinlegt, motiviere es aber trotzdem wieder zum Aufstehen.
7. Pferdeanhänger organisieren - für einen eventuellen Transport in die Klinik
8. Antworten auf die Fragen des Tierarztes bereithalten:
- Wann war der letzte Kotabsatz?
- Was wurde gefüttert?
- Gab es Stress/Veränderungen?
- Wie lange zeigt das Pferd bereits Symptome?
- Vorerkrankungen oder frühere Koliken?
Hier kann dich mein kostenloses Notfalldokument super unterstützen. So hast du den Kopf frei und bist optimal vorbereitet.
Fütterung nach einer Kolik
Nach einer Kolik ist der Pferdedarm wie ein eingeschnappter Teenager – sensibel und unberechenbar. Die Fütterung muss behutsam wieder aufgebaut werden und immer in Absprache mit dem Tierarzt. Es gilt: Kein Futter ohne tierärztliche Freigabe! Wenn die Fütterung wieder erlaubt ist, sollte mit kleinen Portionen begonnen werden. Vier bis sechs Mahlzeiten über den Tag verteilt sind ideal.
Besonders wichtig ist die Auswahl an leicht verdaulicher Nahrung. Ein leinsamenbasierter Mash ohne Getreide oder gut eingeweichte Heucobs eigenen sich super als Einstiegsfutter. Kraftfutter und Getreide sollten in den ersten Tagen komplett gestrichen werden.
Absolute Tabus nach einer Kolik sind schimmeliges oder staubiges Heu. Auch Stroh als Futtermittel (Einstreu ist in der Regel kein Problem), Kraftfutter, Brot (sowieso), Obst und jegliche plötzliche Futterwechsel sollten vermieden werden.
Der Darm braucht Zeit, sich zu regenerieren, und jede Umstellung sollte schleichend erfolgen.
Training nach einer Kolik
Nach einer leichten Kolik kann oft schon nach ein bis zwei Tagen mit leichter Bodenarbeit begonnen werden. Das Reiten sollte frühestens nach drei bis sieben Tagen wieder aufgenommen werden.
Bei einer schweren Kolik oder gar einer Operation ist deutlich mehr Geduld gefragt. Hier ist meist eine mehrwöchige (Boxen)ruhe angesagt, gefolgt von vorsichtigem Schrittführen an der Hand. Mit dem Reiten kann frühestens oft erst nach sechs bis acht Wochen oder noch später begonnen werden – je nach individuellem Heilungsverlauf.
Achte während der gesamten Rehabilitationsphase intensiv auf folgende Signale: Frisst dein Pferd normal? Ist der Kot in Konsistenz und Häufigkeit unauffällig? Zeigt das Pferd Schmerzzeichen wie Unruhe, Flehmen oder Scharren? Wie steht es um Energie und Motivation bei der Bewegung? Sobald eines dieser Signale auffällig ist, sollte das Training sofort unterbrochen und der Tierarzt konsultiert werden.

Prävention: So beugst du Koliken effektiv vor
Die beste Kolikbehandlung ist die, die gar nicht erst nötig wird. Mit durchdachter Prävention lässt sich das Kolikrisiko erheblich senken – und das beginnt bei artgerechter Haltung und naturnaher Fütterung.
Stelle sicher, dass dein Pferd täglich ausreichend Raufutter erhält – mindestens 2 Kilogramm pro 100 Kilogramm Körpergewicht sollten es sein. Dies entspricht der natürlichen Ernährungsweise und hält den Darm in Bewegung. Kraftfutter sollte nur gezielt und in kleinen Portionen verabreicht werden, idealerweise auf mehrere Mahlzeiten verteilt. Regelmäßige Fütterungszeiten sind ebenfalls wichtig, denn Pferde sind Gewohnheitstiere und ihr Verdauungssystem stellt sich auf feste Zeiten ein.
Neben der Fütterung ist die Wasserversorgung ein entscheidender Faktor. Pferde müssen jederzeit Zugang zu frischem Wasser haben – keine Ausnahmen! Kontrolliere auch regelmäßig die Sauberkeit der Tränken, denn verschmutztes Wasser wird ungern getrunken.
Bewegung ist der dritte zentrale Faktor in der Kolikprävention. Der Pferdedarm ist für ein Leben in ständiger Bewegung konzipiert. Freie Bewegung nach eigenem Ermessen, sollte für jedes Pferd selbstverständlich sein. Auch nach dem Fressen ist leichte Bewegung besser als Boxenruhe. Sie unterstützt die Verdauung und beugt Gasansammlungen vor.
Stabile Herdenstrukturen, feste Routinen und Abläufe sind ebenfalls wichtig. Gib deinem Pferd bei Veränderungen wie einem Stallwechsel oder einer neuen Herde ausreichend Zeit zur Eingewöhnung. Bei Reisen kannst du Stress minimieren, indem du regelmäßige Pausen einlegst und Wasser anbietest.
Die Parasitenkontrolle sollte systematisch erfolgen. Statt blind nach dem Kalender zu entwurmen, können regelmäßige Kotproben der bessere Weg sein, oder eine Kombination aus beidem. Ergänzt werden sollte dies durch konsequentes Weidemanagement – das regelmäßige Entfernen von Pferdeäpfeln unterbricht den Entwicklungszyklus der Parasiten. In meiner Wurmkur SOS findest du Tipps, wie du dein Pferd vor, am Tag der Wurmkur und vor allem danach bestmöglichst unterstützen kannst.
Fazit: Kolik ist kein Schicksal - sondern (oft) vermeidbar
Koliken beim Pferd sind kein Spaß - aber auch kein Mysterium. Mit Wissen, Erfahrung und einem guten Bauchgefühl kannst Du im Ernstfall richtig reagieren - und noch viel wichtiger: Koliken oft sogar vermeiden.
Behalte Dein Pferd im Blick, achte auf eine naturnahe Fütterung und ausreichend Bewegung. Dein Pferd wird es Dir mit einem gesunden Bauch danken!
Und solltest Du doch einmal in der gefürchteten Koliksituation landen - atme tief durch, handle überlegt und vertraue deinem Bauchgefühl. Oft macht das genau den entscheidenden Unterschied!
