Kotwasser beim Pferd – ein Thema, das garantiert für Gesprächsstoff im Stall sorgt und bei dem sich viele Pferdebesitzer plötzlich in Experten für Verdauungsphysiologie verwandeln. Leider wird es oft verharmlost oder schöngeredet: „Ach, der hat das schon immer" oder „bei manchen ist das so". Doch mal ehrlich: Ein bisschen Durchfall bei uns Menschen jeden Tag ist ja auch nicht einfach nur so eine Typsache, oder?
Kotwasser ist nicht normal – es ist ein deutliches SOS-Signal des Darms. Ob Stress, Fütterungsfehler oder ein durcheinandergebrachtes Darmmilieu: Die Ursachen sind so vielfältig wie die Ausreden, warum man das Problem nicht angehen möchte.
In diesem Artikel erfährst du, was genau Kotwasser beim Pferd ist, woran du es erkennst, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und wie du gezielt vorbeugst. Denn eine gesunde Verdauung ist der Schlüssel zum Wohlbefinden deines Pferdes.

Definition: Was ist Kotwasser beim Pferd?
Kotwasser sieht aus wie eine dünne braune Brühe, die aus dem After läuft oder tropft und oft von einem starken, säuerlichen Geruch begleitet wird – der selbst den hartgesottensten Stallbesitzer zum Naserümpfen bringt. Meistens erscheint es vor, während oder nach dem eigentlichen Äppeln. Deshalb wird Kotwasser auch gerne als „Begleitkot" bezeichnet. Das typische Szenario kennst du vielleicht: Dein Pferd setzt völlig normale Äppel ab – und trotzdem hängt eine bräunlich-grüne Brühe am Schweif, an den Hinterbeinen oder läuft über die Innenseiten der Schenkel. Die Afterregion ist dabei oft verklebt, wund oder sogar entzündet – kein schöner Anblick und für das Pferd alles andere als angenehm.
Das Problem ist, dass Kotwasser oft schleichend ist und leicht übersehen wird. Denn es ist keine Krankheit, sondern ein Symptom. Es ist wie ein Rauchmelder, der nicht grundlos piept, sondern dir sagen will, dass etwas im Verdauungstrakt aus dem Gleichgewicht geraten ist.
Ursachen: Warum entsteht Kotwasser beim Pferd?
Die Ursache liegt meist nicht im Dünndarm (wie bei Durchfall), sondern im Dickdarm, wo die Feuchtigkeitsregulation völlig durcheinander geraten ist. Die freie Flüssigkeit kann nicht mehr richtig gebunden werden und macht sich bei jeder Darmbewegung selbstständig. Kotwasser entsteht nie „einfach so" – dahinter steckt immer mindestens ein Auslöser, oft sogar mehrere gleichzeitig. Es ist meist ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren und hängt stark vom einzelnen Pferd ab.
Fütterungsfehler als Hauptursache
Die Fütterung ist einer der zentralen Faktoren für Kotwasser beim Pferd. Schon kleinste Veränderungen oder Ungleichgewichte können den empfindlichen Verdauungstrakt aus dem Takt bringen. Problematisch sind vor allem schlechte Heuqualität mit Schimmel, Staub oder gärige Stellen. Auch zu wenig Rohfaser durch geringe Heumengen oder zu viel Kraftfutter, sowie zucker- und stärkereiche Fütterung sind problematisch. Außerdem verträgt nicht jedes Pferd Heulage. Wird dann noch plötzlich das Futter umgestellt (z. B. bei einem Stallwechsel), gibt das dem Darm oft den letzten Rest.
Kurz gesagt: Ein unausgeglichener Futterplan belastet die Darmflora. Gerade im Frühjahr bei Weidebeginn und im Herbst beim Heuwechsel treten gehäuft Fälle von Kotwasser auf, weil sich der Verdauungstrakt an veränderte Futterstrukturen, Temperaturen und Aktivitätslevel anpassen muss.
Stoffwechselprobleme
Auch der Stoffwechsel kann ein Auslöser für Kotwasser sein – vor allem, wenn er überlastet oder gestört ist. Ein unausgeglichener Stoffwechsel wirkt sich auf den gesamten Organismus aus – und das schließt die Verdauung mit ein.
Kommt es dann noch zu einer Überbelastung von Leber oder Niere, können die Stoffwechselabbauprodukte nicht mehr richtig verarbeitet werden. Das kann zu einer Reizung der Darmschleimhaut führen, die sich unter anderem durch Kotwasser äußert. Typisch ist dabei, dass betroffene Pferde auch andere Anzeichen zeigen wie Fellwechselprobleme, Müdigkeit, angelaufene Beine oder einen wechselhaften Appetit.
Stress und Haltungsbedingungen
Was oft unterschätzt wird: Emotionaler oder sozialer Stress kann den Darm belasten. Denn Pferde sind hochsensible Tiere. Neue Herdenkonstellationen oder zu wenig Bewegung können sich direkt auf die Verdauung auswirken. Typische Stressfaktoren sind Stallwechsel, Transport oder fehlende Sozialkontakte. Auch dominante Boxennachbarn sowie zu wenig Auslauf oder strukturlose Tagesabläufe können vielen Pferden zu schaffen machen. Stress beeinflusst die Darmmotorik und die Zusammensetzung der Mikrobiota – was zu Kotwasser führen kann, selbst bei eigentlich guter Fütterung.
Zahnprobleme
Pferde mit schlechten Zähnen können ihr Futter nicht ausreichend zerkleinern. Das führt dazu, dass grobe Futterpartikel unverdaut in den Dickdarm gelangen, wo sie Gärprozesse auslösen – und die Darmflora aus dem Gleichgewicht bringen. Die Folge sind vermehrte Flüssigkeit, Gasbildung und eben auch Kotwasser. Regelmäßige Zahnkontrollen durch einen Pferdezahnarzt sind hier Pflicht – mindestens einmal im Jahr.
Du siehst: Oft ist es nicht eine einzelne Ursache, sondern ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Ein sensibles Pferd, das plötzlich anderes Heu bekommt, dazu eine Rangordnungsverschiebung in der Herde, und zack - schon reagiert der Darm. Allerdings sei an dieser Stelle auch erwähnt, das Kotwasser bei kurzfristigem Stress (wie z. B. ein Transport oder ein Wetterumschwung) durchaus mal passieren kann. Aber spätestens nach wenigen Tagen sollte sich das wieder von selbst regulieren.
Symptome: So erkennst du Kotwasser
Kotwasser beim Pferd ist meistens so subtil wie ein Elefant im Porzellanladen – aber trotzdem schaffen es manche Pferdebesitzer, gekonnt wegzuschauen. Viele gewöhnen sich mit der Zeit an den Anblick oder entwickeln eine erstaunliche Kreativität bei Ausreden: „Das hat der halt manchmal", „Das ist nur bei Vollmond" oder „Das liegt am Wetter." Dabei sendet der Pferdekörper Signale, die deutlicher nicht sein könnten.
Verschmutzungen und charakteristischer Geruch
Das deutlichste Anzeichen: braune, übelriechende Flüssigkeit bahnt sich ihren Weg nach draußen – entweder tropfenweise wie ein leckendes Wasserhahn oder in kleinen Schüben. Sie verklebt alles, was ihr in die Quere kommt: Schweifrübe, Innenseiten der Schenkel und manchmal sogar die Kruppe. Bei Pferden mit üppigem Schweif wird das Ganze zum wahren Kunstwerk der Verklebung.
Zudem riecht Kotwasser definitiv anders als normaler Pferdekot – oft scharf, säuerlich oder faulig. Manchmal ist er auch so penetrant, dass selbst der Stallhund das Weite sucht. Die Flüssigkeit ist meist dünn, schleimig und dunkelbraun, teilweise mit kleinen Futterpartikeln als „Garnitur".
Hautprobleme als unschöne Nebenwirkung
Der ständige Kontakt mit der Flüssigkeit macht aus der empfindlichen Haut rund um den After eine Problemzone. Typische Folgen sind gerötete und gereizte Haut, Krustenbildung, die aussieht wie schlecht aufgetragene Schminke, sowie Juckreiz an Schweif und Beinen. Das Ergebnis: Hautentzündungen, Haarverlust, wunde Stellen…

Behandlung: Das hilft gegen Kotwasser beim Pferd
Bevor du dich jetzt ins wilde Herumprobieren stürzt (nach dem Motto „Probieren geht über Studieren"): Leg erstmal deine Sherlock-Holmes-Mütze auf und werde zum Pferde-Detektiv. Eine gründliche Ursachenanalyse ist nämlich der erste und wichtigste Schritt – und spart dir später eine Menge Frust und deinem Pferd unnötige Experimente. Folgende Fragen können dich auf die richtige Spur bringen:
- Gab es kürzlich Futterumstellungen, die deinem Pferd “den Magen verdorben” haben könnten?
- Zeigt dein Pferd Anzeichen für Stress (neue Boxennachbarn, Stallumbau oder ähnliche Dramen)?
- Wann wurde zuletzt entwurmt und womit?
- Wann war die letzte Zahnkontrolle?
- Hat dein Pferd andere Auffälligkeiten, die dir komisch vorkommen?
- Was fütterst du? Von Leckerlis bis Müsli nimm alles unter die Lupe
Diese Fragen dienen lediglich der Orientierung. Hol dir im Zweifelsfall immer professionelle Unterstützung. Ein Tierarzt oder spezialisierter Fütterungsberater kann helfen – besonders wenn das Kotwasser schon länger sein Unwesen treibt oder immer wiederkehrt wie ein schlechter Film. Lieber einmal zu oft nachgeschaut, als ein chronisches Problem zu übersehen!
Außerdem sollte auch die Darmflora im Fokus stehen – schließlich ist sie oft durch Stress, Medikamente oder Fütterungsfehler völlig aus dem Gleichgewicht geraten. Hier hilft eine durchdachte Futterumstellung, die den Darm in den Fokus nimmt.
Prävention: So beugst du Kotwasser beim Pferd vor
Stabile Fütterung als Basis
Die Fütterung ist oft der Dreh- und Angelpunkt bei Kotwasser – und gleichzeitig der Bereich, wo sich die meisten Fehler einschleichen. Schon kleine Veränderungen können wahre Wunder bewirken (im positiven wie im negativen Sinne). Das A und O ist hochwertiges, schimmelfreies Heu – dein Pferd sollte mindestens 2 kg pro 100 kg Körpergewicht täglich bekommen. Vermeide unnötige Futterumstellungen und leg den Fokus auf natürliche und unverarbeitete Futtermittel. Eine optimale Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen rundet das Ganze ab – denn auch Pferde brauchen ihre tägliche Portion Gesundheit. Hierzu kann ich dir meine Mineralquelle nur wärmstens empfehlen.
Stress vermeiden
Ein zufriedenes Pferd hat meistens auch einen ruhigen Darm – und das ist kein Zufall. Pferde sind nämlich echte Sensibelchen, und ihr Bauchgefühl reagiert schneller auf Stress, als so mancher Pferdebesitzer gucken kann. Achte daher auf feste Tagesabläufe (Pferde sind Gewohnheitstiere wie wir Menschen auch), ausreichend Sozialkontakt mit Artgenossen und vermeide dauerhaften Zoff im Stall. Auch ausreichende Bewegung ist wichtig – ein gelangweiltes Pferd ist selten ein glückliches Pferd.
Regelmäßige Vorsorge
Kotwasser kann auch durch versteckte Probleme entstehen, die sich prima tarnen. Deshalb sind regelmäßige Zahnkontrollen mindestens einmal pro Jahr Pflicht (schlechte Zähne sind wahre Kotwasser-Produzenten). Kotproben zur gezielten Parasitenkontrolle und die aufmerksame Beobachtung von Fell, Appetit und Verhalten deines Pferdes sind zudem unverzichtbar. Früh erkannt heißt oft: schnell gelöst – und damit deutlich weniger Frust und Putzarbeit für dich und weniger Unwohlsein für dein Pferd.
Fazit: Kotwasser beim Pferd ernst nehmen
Kotwasser beim Pferd ist definitiv kein harmloses „Schönheitsproblem" (auch wenn das manche Pferdebesitzer oder auch Tierärzte gerne so sehen würden), sondern ein deutliches Signal des Verdauungstrakts. Ganz nach dem Motto: „Houston, wir haben ein Problem!"
Die gute Nachricht: Mit der richtigen Herangehensweise – von der Ursachensuche über die Fütterungsoptimierung bis hin zur geduldigen Darmsanierung – lässt sich das Problem meist gut in den Griff bekommen. Nimm Kotwasser auf jeden Fall immer ernst (es ist keine Typsache deines Pferdes!), such systematisch nach den Ursachen und hab Geduld bei der Behandlung. Denn auch wenn es manchmal frustrierend ist – dein Pferd wird es dir mit besserer Gesundheit, mehr Wohlbefinden und deutlich weniger „Putzpartys" am Hinterteil danken.
